Mit Sicherheit hast du es auch schon einmal erlebt: plötzliches unkontrolliertes Muskelzucken. Ob das Augenlid, der Oberarm oder der Oberschenkel: Es kann so gut wie alle Muskeln des Körpers betreffen und mal mehr und mal weniger intensiv auftreten. So nervig das Muskelzucken auch sein mag - meist stecken harmlose Ursachen dahinter und es ist nur von kurzer Dauer. Nur selten kann unkontrolliertes Muskelzucken auch ein Krankheitszeichen sein.
Wir erklären, woher das ungewöhnliche Muskelzucken kommt und was dagegen hilft.
Das Wichtigste in Kürze
- Ursachen von Muskelzuckungen können sein: Stress, Magnesiummangel, Koffein, diverse Erkrankungen
- Muskelzuckungen sind meistens harmlos. Kontrolliert sollte es in jedem Fall werden, wenn es häufiger an derselben Stelle auftritt und nicht nur mehr vereinzelt ist
- Muskelzuckungen lassen sich reduzieren, indem man Stress vermindert oder vermeidet, genug Magnesium zu sich nimmt und sich ausgewogen ernährt
Definition: Was sind Muskelzuckungen?
Muskelzuckungen sind unbewusste und spontane Anspannungen der Muskulatur. Sie können von stark bis weniger stark sein und bei nahezu allen Muskeln im gesamten Körper geschehen.
Hintergründe: Was du über die Muskelzuckungen wissen solltest
Im Folgenden erfährst du Ursachen, Gründe und Behandlungsmöglichkeiten von Muskelzuckungen.
Wann sind Muskelzuckungen gefährlich?
Wenn das Muskelzucken häufiger auftritt und länger anhält, also ca. zwei bis drei Wochen immer auftritt, solltest du dich an einen Arzt wenden, damit eine behandlungsbedürftige Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Aber auch wenn das Muskelzucken besonders heftig auftritt oder mit schmerzhaften Krämpfen verbunden ist, solltest du einen Arzt aufsuchen.
Der erste Ansprechpartner ist dann der Neurologe. Er wird bei der Untersuchung feststellen, ob eine Schädigung der Nerven vorliegt und kann z.B. die elektrische Aktivität im Muskel oder im Gehirn messen.(3)
Welche Ursachen gibt es für Muskelzuckungen?
Muskelzuckungen können von vielen neurologischen Erkrankungen als Begleitsymptom auftauchen. Das Zucken der Muskulatur kann bei Störungen des Nervensystems – besonders in Gehirn und Rückenmark – sowie bei Störungen in den Nervenzellen der Muskulatur auftreten. Bei der Erkrankung Epilepsie verkrampft sich die gesamte Muskulatur bei einigen Menschen. Zudem sind die Muskelzuckungen dabei besonders sichtbar.
Jedoch musst du keine Angst haben – nicht immer steckt eine Krankheit hinter den Muskelzuckungen. Die sogenannten Faszikulationen (ein dezentes Zittern, welches unter der Haut bemerkbar ist) sind meist ungefährlich. Einschlafzuckungen sind völlig ungefährlich, ca. 70 Prozent der Bevölkerung haben diese Form von Muskelzuckungen schon erlebt.(1)(2)
Welche Medikamente verursachen Muskelzuckungen?
Das Zucken der Muskulatur kann aber auch die Folge von Medikamenten sein. Einige Medikamente haben gelegentlich das Muskelzucken als Nebenwirkung zur Folge, zum Beispiel Antidepressiva oder auch Medikamente gegen Angststörungen und Epilepsie (Benzodiazepine).
Muskelzuckungen sind meistens völlig harmlos. Allerdings gibt es Ausnahmen wo ein Blick vom Arzt sich lohnt. (Bildquelle: unsplash/ Hush Naidoo)
Falls du denkst, dass Medikamente als Auslöser für deine Muskelzuckungen in Betracht kommen, kannst du mit deinem Arzt über mögliche Alternativpräparate sprechen.(2)
Bei welchen Krankheiten hat man Muskelzuckungen?
- Diabetes mellitus
- Epilepsie
- Krämpfe von Fieber
- Multiple Sklerose (MS)
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- Parkinson
- Tourette-Syndrom
- Creutzfeldt-Jakob-Krankheit(1)(2)
- Morbus Wilson
- Gehirnentzündungen oder Gehirnblutungen
- Durchblutungsstörungen, Viruserkrankungen und bakterielle Infektionen
- Orthopädische Erkrankungen mit Nervenreizung
- Essentieller Tremor (ET)
- Restless-Legs-Syndrom(5)
Elemente die auch Muskelzuckungen auslösen können:
- Stress
- seelische Probleme
- Magnesiummangel
- Aufputschmittel z.B. Koffein
- Unterzuckerung
- Alkohol und Drogen
- Kälte
- Eingeklemmte Nerven
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- direkte Nervenreizungen
Wie fühlt sich Muskelzucken an?
Das unangenehme Muskelzucken, oder auch Nervenzucken genannt, kann generell den ganzen Körper betreffen. Es können ganze Muskelgruppen aber auch einzelne Muskeln betroffen sein. Das Muskelzucken kann wiederholt vielfach auftreten und rhythmisch oder aber auch arrhythmisch sein. Das blitzartige, nervöse und unkontrollierte Zusammenziehen der verschiedenen Muskulaturen, wie z.B. Arm - und Beinmuskulatur sind ein charakteristisches Merkmal des Muskelzuckens.
Ein Phänomen, welches wahrscheinlich jeder schonmal erlebt hat, ist das unkontrollierte Augenzucken, bei dem die Hautpartie rund um das Augenlid nervös zu zittern beginnt.
Sogar am Bauch oder am Rücken kommt ein plötzliches Muskelzucken gelegentlich vor, dagegen ist der Rumpf eher weniger oft betroffen.
Muskelzuckungen: Die besten Tipps gegen Muskelzuckungen
Jetzt erfährst du was man alles gegen Muskelzuckungen unternehmen kann, sowohl was du selber machen kannst, als auch was du von deinem Arzt erwarten kannst.(4)
Behandlung von Muskelzuckungen
Was du selber tun kannst
- Sorge für Entspannung: Sehr oft ist Stress ein Auslöser von Muskelzuckungen. Vermeide Stress und versuche es stattdessen mit Entspannungsübungen, wie z.B. Yoga oder autogenes Training. Auch bei anderen Erkrankungen, bei denen auch ein Muskelzucken entsteht, können solche Entspannungsübungen hilfreich sein.
- Keine Stimulanzien, die das Muskelzucken fördern: Häufig lässt sich das Muskelzucken auch dadurch vermeiden, indem man kein Koffein, Alkohol und Drogen konsumiert.
- Du solltest auf eine ausgewogene Ernährung achten.
Was macht der Arzt?
Es kommt darauf an, welche Erkrankung der Auslöser für Muskelzucken ist, erst wenn der Arzt festgestellt hat, um welche Erkrankung es sich handelt, empfiehlt er verschiedene Therapieansätze, welche mit den oben genannten Selbsthilfe Tipps kombiniert werden können.
Medikamente
Oft lassen sich Krankheiten die Muskelzucken zur Folge haben mit Medikamenten behandeln. Dazu gehören zum Beispiel:
- Tics und Tourette: Hierbei helfen sogenannte Neuroleptika - Wirkstoffe, welche die Funktionen des Zentralen Nervensystems mildern.(6)
- Epilepsie: Wird z.B. mit Carbamazepin, Valproinsäure oder Clonazepam behandelt.(7)
- Essentieller Tremor: oft wird mit Betablockern oder Antikonvulsiva eine Linderung verschafft.(8)
- Gelegentlich sind Muskelzuckungen eine Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten. Wenn das bei in Betracht kommt, solltest du mit deinem Arzt besprechen, ob das jeweilige Medikament weiterhin eingenommen werden muss oder ob es sich durch ein besser verträgliches Medikament ausgetauscht werden kann oder möglicherweise abgesetzt werden kann.
Manchmal helfen bestimmte Medikamente bei Muskelzuckungen, meistens reichen aber schon die richtigen Nährstoffe zu supplementieren. (Bildquelle: unsplash/ Myriam Zilles)
Ergo- und Physiotherapie
Wenn das Muskelzucken auf einer Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) beruht, sind regelmäßige Physio- und Ergotherapie von großer Bedeutung. Dadurch kann der Verlauf der fortschreitenden Erkrankung positiv beeinflusst werden. Eine komplette Heilung von ALS ist jedoch nicht möglich - weder durch Physio- und Ergotherapie noch durch andere Therapien.
Operation
In einigen Fällen von krankheitsbedingtem Muskelzucken rät der Arzt zu einem operativen Eingriff. Zum Beispiel kann bei Epileptikern eine Hirnoperation sinnvoll sein. Oft wird dabei eine Hirnregion operativ entfernt, welche die epileptischen Anfälle wiederholt verursacht.
Aber auch bei Essentiellem Tremor wird gelegentlich operiert, denn bei dieser Erkrankung sendet ein bestimmter Bereich des Gehirns ein dauerhaftes Störsignal. Anhand einer Operation wird dieser Bereich beseitigt.
Nährstoffe gegen Muskelzuckungen
Häufig kann auch Muskelzucken die Folge von Magnesiummangel sein. Magnesium ist elementar wichtig für die Versorgung der Muskeln und Nerven. Wenn dieser essentiell wichtige Mineralstoff fehlt, können die Muskeln schneller gereizt werden. Die Folge ist: Der Muskel zieht sich zusammen und fängt an zu zucken. Ein weiteres Resultat von Magnesiummangel können Muskelkrämpfe und Verspannungen sein. Indem du dich ausgewogen ernährst und magnesiumhaltige Nahrungsmittel zu dir nimmst, kannst du dem lästigen Muskelzucken vorbeugen. Ganz besonders in grünem Gemüse wie Spinat, Brokkoli, Bohnen oder Erbsen, aber auch in Getreide wie Haferflocken, Weizenkleie oder Reis sind Magnesiumlieferanten. Wenn du lieber Früchte magst: in Bananen ist relativ viel Magnesium enthalten.(1)(2)
Bevor du aber Magnesium Tabletten als Nahrungsergänzung gegen das Muskelzucken einnehmen möchtest, wende dich bitte an deinen Arzt.
Fazit
Muskelzuckungen sind in den meisten Fällen harmlos. Sie können auch an vielen verschiedenen Stellen des Körpers auftreten. Die Intensität sagt auch nichts darüber aus, ob man krank ist oder nicht. Sollten jedoch vermehrt Muskelzuckungen den gleichen Muskel betreffen, sollte das Problem mit einem Arzt besprochen werden. Meistens sind jedoch Gründe wie Stress oder Nährstoffmangel dafür verantwortlich. Sollten zu den Muskelzuckungen auch noch Krämpfe an den Muskeln dazu kommen, sollte man auf jeden Fall einen Arzt zu Rate ziehen.
Einzelnachweise
- www.msdmanuals.com: Myoklonie Von Hector A. Gonzalez-Usigli, MD, HE UMAE Centro Médico Nacional de Occidente Februar 2019 Quelle
- www.deutsche-apotheker-zeitung.de: Was steckt eigentlich hinter ...Muskelzuckungen? von Dr. med. Arne Schäffler, Augsburg www.schaeffler.cc am 23.04.2009 Quelle
- www.msdmanuals.com: Muskelkrämpfe Von Michael C. Levin College of Medicine, University of Saskatchewan Feb 2019 Quelle
- www.onmeda.de: Muskelzucken (Muskelzuckungen) von Lydia Klöckner 01.07.2020 Quelle
- www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org: Nächtliches Muskelzucken kann durch Restless-Legs-Syndrom verursacht sein 23.10.2020 Quelle
- www.kinderaerzte-im-netz.de: Tourette-Syndrom (Ticstörung) 01.08.2018 Quelle
- www.gesundheitsinformation.de: Epilepsie Autoren: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 20. November 2019 Quelle
- www.klinikum.uni-heidelberg.de: Essentieller Tremor Quelle