Obwohl der Begriff Biohacking in Deutschland noch eher unbekannt ist, ist dessen Idee bereits in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet. Durch gezieltes Training von Körper und Geist versprechen sich die sogenannten "Biohacker" eine optimale Körperfunktion, ein verbessertes Körpergefühl und ein aufmerksames Bewusstsein.
In diesem Glossareintrag erklären wir dir das Konzept und die verschiedenen Bereiche von Biohacking im Detail. Du erfährst unter anderem, wie du selbst zum Biohacker werden kannst, sowie über die möglichen Vor- und Nachteile. Abschließend zeigen wir dir, wie es um die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Biohacking steht und welche Kritik es zu diesem Trend gibt.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Biohacking wird der eigene Körper so konditioniert, ernährt und vorbereitet, dass er die beste Version seines selbst wird. Zudem versuchen Biohacker die optimale Umgebung für Körper und Geist zu erschaffen.
- Grundsätzlich kann Biohacking in drei Bereiche unterteilt werden: gesunde Ernährung, körperliche Konditionierung und geistiges Training. Über diese drei Einflussgrößen kannst du dein Körper und Bewusstsein maßgeblich steuern.
- Um selbst zum erfolgreichen Biohacker zu werden, kann dir die Einführung von Tagesroutinen helfen. Diese helfen dir und deinem Körper dabei, sich der neuen Situation anzupassen und deinen Körper kontinuierlich zu verbessern.
Glossareintrag: Der Begriff Biohacking im Detail erklärt
Biohacking ist ein neuartiger Trend aus den USA. Die Idee ist die körperliche Selbstoptimierung durch die innere Einstellung, körperliche Konditionierung und die Anpassung von externen Bedingungen bzw. Einflüssen.
Mit Biohacking werden die eigenen Grenzen ausgereizt und überschritten. Bei erfolgreicher Anwendung verschiedener Techniken und Praktiken wird ein zusätzliches Energiepotential freigesetzt, das dir den Alltag erleichtert und zu einem verbesserten Körpergefühl führt. (Bildquelle: Xan Griffin / unsplash)
Definition: Was ist Biohacking?
Selbst im englischen Sprachgebrauch ist "Biohacking" ein relativ neuer Begriff. 2018 wurde er in die Datenbanken der Merriam Webster Wörterbücher aufgenommen.
Zudem ist Biohacking unter der Bezeichnung "Do-It-Yourself Biologie" zu finden. Im Allgemeinen ist der Begriff eine Anlehnung an das Computer-Hacking, bei dem ein bereits vorhandenes System gehackt / manipuliert wird.
Wo liegt der Ursprung des Biohackings?
Der Ursprung von Biohacking liegt in den USA. An der University of Cambridge, Massachusetts verfolgte eine kleine Gruppe von Biologen die Idee, die menschliche Biologie zu "hacken" und optimale Bedingungen für den Körper zu schaffen.
Mittlerweile ist dieser Trend so groß geworden, dass Menschen und Unternehmen auf der ganzen Welt darauf aufmerksam geworden sind. In Deutschland ist Biohacking jedoch noch vergleichsweise gering, hat aber ein großes Potential.
Immer mehr Menschen verfolgen die Grundidee von Biohacking, wenn auch nur unbewusst oder in Teilen.
Welche Bereiche des Biohacking gibt es?
Grundsätzlich fokussiert sich Biohacking auf drei Säulen, um das ganzheitliche Potential des Körpers zu entfalten. Dabei geht es weniger um schlagartige Maßnahmen und Veränderungen, sondern vielmehr um kleine Anpassungen, die gesundheitliche Vorteile für den Körper mit sich bringen.
Food: Bewusste und gesunde Ernährung
Bekanntlicher Weise ist eine ausgewogene Ernährung ein wichtiger Baustein für die gesunde Funktion verschiedenster Körperfunktionen und Stoffwechselprozesse. Nach diesem Grundsatz richtet sich auf die Philosophie des Biohackings.
Deshalb empfehlen erfahrene Biohacker eine vollwertige Ernährung mit qualitativ hochwertigen Produkten. Eine ausgewogene Diät beinhaltet beispielsweise:
- Vollkornprodukte
- Gemüse und Obst
- Hülsenfrüchte und Nüssen
- (pflanzliche) Proteine
- hochwertige Fette und Öle
- Wasser und isotonische Getränke
Insbesondere in diesem "Food-Kontext" bringt Biohacking eine Reihe wissenschaftlich erwiesener Vorteile mit sich. Die bisherigen Forschungsergebnisse bestätigen, dass die richtige Ernährung eine wesentliche Rolle für ein verbessertes Körpergefühl und die Gesundheit spielt.
Body: Gezielte Konditionierung und angepasste Alltagsroutine
Die gezielte Konditionierung des Körpers ist eine weitere Säule, auf der das Konzept von Biohacking aufgebaut ist!
Kleine, aber dafür bewusste und gezielte Anpassungen über den Tagesablauf, sorgen für eine kontinuierliche und somit auch langfristige Verbesserung des allgemeinen Körper- und Lebensgefühls.
Dazu zählen beispielsweise eine feste Morgen-Routine, 10-Minuten Workouts für eine ergonomische Körperhaltung oder eine kalte Dusche um das Immunsystem zu stärken.
Mind: Psychologischer Ansatz und Meditation
Der dritte Bereich zielt auf die Verbesserung mentale Leistungsfähigkeit einer Person ab. Über psychologische Ansätze und Meditation wollen Biohacker ihr Bewusstsein und ihre Konzentration stärken.
Zweck dieser mentalen Übungen ist es, sich von der schnelllebigen Umwelt abzukapseln und Momente für sich selbst zu finden. Desweiteren soll ein anderer Blickwinkel die Aufmerksamkeit und das Verständnis fördern.
Welche Ziele versprechen sich Biohacker?
Das Ziel von Biohacking ist ein gesundes und verbessertes Körpergefühl, sowie ein aufmerksames und gesteigertes Bewusstsein gegenüber sich selbst und der Umgebung in welcher sich die Person befindet.
Die Idee des Biohackings ist es, auf die verschlossenen Ressoucen mit geringem Aufwand zu zugreifen. Die maximale Wirkung und der zusätzliche Energieschub sollen dabei in möglichst kurzer Zeit erreicht werden. (Bildquelle: Nikita Kachanovsky / unsplash)
Welche Vor- und Nachteile bietet Biohacking?
Wenn auch die Idee von Biohacking sehr vielversprechend ist, gibt es einige Punkte die mit Vorsicht zu genießen sind. Die folgende Tabelle zeigt dir mögliche Vor- und Nachteile auf, die bei der körperlichen Selbstoptimierung auftreten können:
Beim experimentellen Biohacking kann es durchaus vorkommen, dass Biohacker chemische Substanzen zu sich nehmen, um ihre Biologie nachhaltig zu manipulieren. Auch die Implantation von Mikrochips oder speziellen Gehör-Implantate sind in Teilen der Szene verbreitet.
Ist die Wirkung von Biohacking wissenschaftlich erwiesen?
Vereinzelte Studien lassen die positive Wirkung einzelner Praktiken vermuten. Ob diese Wirkungen eine Manipulation der menschlichen Biologie darstellen bzw. wirklich so effektiv sind wie dargestellt, lässt sich weiterhin diskutieren. Im Folgenden werden einige Beispiele vorgestellt, die in Verbindung mit Biohacking stehen:
Einnahme von Koffein und dessen Auswirkung auf das Gehirn
Es ist bekannt, dass Koffein die Wirkung des Neurotransmitters Adenosin blockiert, der normalerweise das Gehirn entspannt und Müdigkeit hervorruft. (1) In weiteren Studien konnte beobachtet werden, dass Koffein Stoffwechselprozesse unterstützt (2), sowie die Fettverbrennung anregt (3).
Der Einfluss von blauem Licht auf die Gefühlsstimmung und den Schlafrhythmus
Blaues Licht kommt in seiner natürlichen Form in Sonnenlicht vor. Zudem wird es aber auch von Smartphones, Laptop oder TV-Bildschirmen ausgestrahlt.
So haben zwei Forschungsteams beispielsweise herausgefunden, dass blaues Licht zwar die Stimmung und Performance einer Person positiv beeinflussen kann (4), auf der anderen Seite aber die Schlafqualität und den Rhythmus stört (5).
Aus Biohacking-Sicht wird deshalb empfohlen, tagsüber vermehrt natürliches Sonnenlicht aufzunehmen. Abends oder nachts dagegen sollte man blaues Licht eher meiden und das Handy vor dem Einschlafen nicht mit ins Bett nehmen.
Die Wirkung von Intermittierenderem Fasten auf die Zellregeneration
Die Art und Weise wie wir uns Ernähren hat bekanntlicher Weise einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Durch intermittierendes Fasten versuchen Biohacker dabei gezielt die Zellregeneration in ihrem Körper zu boosten und ihr Körpergewicht zu kontrollieren.
Dass kurzzeitiges Fasten eine gewisse Wirkung hat, wird von mehreren Studien bestätigt. So zeigt eine Studie beispielsweise, dass intermittierendes Fasten zu einem reduzierten Insulin-Level führen kann, das wiederum die Fettverbrennung im Körper anregt (6).
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2016 bestätigt, dass der Körper kaputtes Gewebe schneller reparieren kann, wenn er nicht mit dem Energiestoffwechsel von Nahrung beschäftigt ist. (7)
Nach dem heutigen Stand der Forschung, kann man lediglich vermuten, dass sich die menschliche Biologie durch Biohacking positiv manipulieren lässt. Da der Trend noch relativ neu ist, gibt es noch keine Langzeitstudien, die das holistische Konzept von Biohacking eindeutig unterstützen können.
Kritik am Konzept des Biohackings?
Insbesondere wegen der (noch) fehlenden wissenschaftlichen Bestätigung über die positive Wirkung von Biohacking, kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob das Konzept nur ein Trend ist oder tatsächlich als medizinischer Methode dienen könnte.
Diese fehlenden Erkenntnisse führen womöglich dazu, dass Menschen vorhandene Risiken nicht (er-) kennen und mögliche Schäden von verschiedenen Praktiken tragen. Auch die Kommerzialisierung des Biohacking-Trends ist ein weiterer Kritikpunkt.
Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die mit dem Einstieg ins Biohacking von jenem verbesserten Körper- und Lebensgefühl berichten. Selbst wenn es sich hierbei um eine subjektive Bewertung handelt und die positiven Effekte wissenschaftlich noch nicht bewiesen konnten, scheint es manchen Menschen zu helfen.
Fazit
Biohacking hat sich in den letzen Jahren zu einem modernen Trend entwickelt, der teilweise schon tief in der breiten Gesellschaft verankert ist. Obwohl die positiven Effekte noch nicht eindeutig durch wissenschaftliche Studien erwiesen werden konnten, scheint die Idee von einer Umwelt mit optimalen Bedingungen für Geist und Körper für viele Menschen immer wichtiger zu werden.
Durch eine bewusste Ernährung, die Konditionierung des Körpers und mentales Training können Menschen ihre biologischen Grenzen ausreizen und zusätzliche Energiepotentiale freischalten. Dadurch erfahren Biohacker nicht nur ein verbessertes Lebensgefühl, sondern sie sind zudem aufmerksamer und nehmen die Umgebung um sie herum bewusster wahr
Einzelnachweise
- The role and regulation of adenosine in the central nervous system (T.V. Dunwiddie, S A Masino)
- Caffeine and coffee: their influence on metabolic rate and substrate utilization in normal weight and obese individuals (K J Acheson, B Zahorska-Markiewicz, P Pittet, K Anantharaman, E Jéquier)
- Effect of a Thermogenic Beverage on 24‐Hour Energy Metabolism in Humans (Servane Rudelle Mario G. Ferruzzi Isabelle Cristiani Julie Moulin Katherine Macé Kevin J. Acheson Luc Tappy)
- Effects of prior light exposure on early evening performance, subjective sleepiness, and hormonal secretion (Mirjam Münch, Friedrich Linhart, Apiparn Borisuit, Susanne M Jaeggi, Jean-Louis Scartezzini)
- The impact of light from computer monitors on melatonin levels in college students (Mariana G Figueiro, Brittany Wood, Barbara Plitnick, Mark S Rea)
- Alternate-day fasting in nonobese subjects: effects on body weight, body composition, and energy metabolism (Leonie K Heilbronn, Steven R Smith, Corby K Martin, Stephen D Anton, Eric Ravussin)
- Short-term fasting induces profound neuronal autophagy (Mehrdad Alirezaei, Christopher C. Kemball, Claudia T. Flynn, Malcolm R. Wood, J. Lindsay Whitton and William B. Kiosses)