Enthaltsamkeit: Was steckt hinter dem Phänomen?

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Enthaltsamkeit ist ein sehr umstrittenes Thema in Deutschland. Die einen befürworten Enthaltsamkeit und die positive Wirkung auf den Körper. Andere sagen, Sex erhöht die Lebensqualität und ein Verzicht wäre undenkbar.

In diesem Artikel möchten wir dir gerne einen Überblick über die Bedeutung von Enthaltsamkeit, mögliche Gründe für eine enthaltsame Lebensweise und die Auswirkungen auf den menschlichen Körper geben. Grundsätzlich gilt, Enthaltsamkeit kann medizinisch notwendig sein, aber auch eine freiwillige Phase der Enthaltsamkeit kann positive Effekte auf dein Wohlbefinden haben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Enthaltsamkeit bedeutet Verzicht auf etwas Angenehmes. Neben der sexuellen Enthaltsamkeit gibt es auch die Enthaltsamkeit gegenüber Sucht- oder Nahrungsmitteln.
  • Die Gründe für eine Phase der Enthaltsamkeit können sehr unterschiedlich sein. Es gibt die Enthaltsamkeit aus Überzeugung oder ethnischen Gründen, aber in manchen Fällen kann die Enthaltsamkeit auch medizinisch notwendig sein.
  • Enthaltsamkeit kann eine positive oder negative Wirkung auf den menschlichen Körper haben. Sie kann zu einem Anstieg des Serumtestosteronspiegel führen, aber auch die positive Wirkung von sexueller Aktivität sollte nicht unterschätzt werden.

Glossareintrag: Der Begriff Enthaltsamkeit im Detail erklärt

Nachfolgend werden wir den Begriff Enthaltsamkeit kurz erläutern und anschließend die wichtigsten Fragen zu diesem Thema beantworten. Ebenfalls werden die verschiedenen Formen der Enthaltsamkeit kurz dargestellt. Da Enthaltsamkeit meistens jedoch mit der sexuellen Abstinenz in Verbindung gebracht wird, werden wir für den folgenden Artikel ebenfalls einen Fokus auf die sexuelle Enthaltsamkeit legen.

Was ist Enthaltsamkeit?

Enthaltsamkeit wird häufig synonym zu Abstinenz oder Verzicht verwendet. Und beschreibt den bewussten Verzicht auf etwas Angenehmes. Eine Enthaltsamkeit wird meist vorübergehend für einen gewissen Zeitabschnitt gelebt.

Dieser kann wenige Tage betragen, zum Beispiel aufgrund einer anstehenden medizinischen Untersuchung oder einige Wochen, um das eigene Durchhaltevermögen zu schulen. Aber auch eine lebenslange Enthaltsamkeit ist möglich und wird beispielsweise bei gewissen religiösen Lebensformen vorausgesetzt.

Was bedeutet es enthaltsam zu leben?

Enthaltsam zu leben bedeutet, dass eine Person bewusst auf etwas Angenehmes verzichtet. Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Enthaltsamkeit. Zum einen die bekannteste Art der Enthaltsamkeit die sexuelle Enthaltsamkeit, aber auch die Enthaltsamkeit gegenüber Sucht- oder Nahrungsmitteln.

Es gibt verschiedene Arten der Enthaltsamkeit.

Bei der sexuellen Enthaltsamkeit verzichtet eine Person bewusst auf Geschlechtsverkehr oder gegebenenfalls auch komplett auf Masturbation. Hierbei liegt es im eigenen Ermessen, ob auf alle sexuellen Aktivitäten verzichtet wird oder nur auf Geschlechtsverkehr.

Bei einer Enthaltsamkeit gegenüber Suchtmitteln wird ein absoluter Verzicht gelebt. Das heißt, es wird beispielsweise komplett auf den Konsum von Alkohol oder Zigaretten verzichtet. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass Enthaltsamkeit nicht die Einschränkung des Konsums meint, sondern den totalen Verzicht.

Aschenbecher

Allgemein gilt, es gibt nicht nur sexuelle Enthaltsamkeit, auch eine Enthaltsamkeit gegenüber Suchtmitteln ist möglich. (Bildquelle: unsplash.com / Ali Yahya)

Bei einer Enthaltsamkeit gegenüber Nahrungsmitteln wird auf den Verzehr bestimmter Inhaltsstoffe oder Nahrungsgruppen verzichtet. Dies kann beispielsweise einen Verzicht auf Fleisch oder Süßigkeiten bedeuten oder auch einen Verzicht auf Zucker. Diese Art der Enthaltsamkeit spielt häufig bei Diäten eine Rolle, aber auch aus medizinischer Sicht kann es Gründe für diese Enthaltsamkeit geben. Du solltest jedoch immer darauf achten, dass deine Ernährung weiterhin deinen Tagesbedarf deckt.

Allgemein beschreibt Enthaltsamkeit also den Verzicht auf etwas, was ein Mensch gerne mag oder konsumiert.

Bei Enthaltsamkeit gibt es kein richtig oder falsch.

Hier gilt, jede Person kann auf seine Weise enthaltsam leben und es gibt keine Vorschriften wie Enthaltsamkeit funktioniert. Die Möglichkeiten, auf was verzichtet werden kann sind endlos. Jeder hat ein anderes Empfinden, ob und inwieweit eine Abstinenz in einem gewissen Bereich für ihn sinnvoll sein kann.

Warum lebt man enthaltsam?

Grundsätzlich kann es viele Gründe geben, warum eine Person enthaltsam lebt. Einige Beweggründe, die einen Mensch Enthaltsamkeit praktizieren lassen, können beispielsweise ethnische oder medizinische Gründe sein. Aber auch die reine Überzeugung kann dazu führen, dass ein Mensch enthaltsam lebt.

  • Überzeugung: Ein Grund enthaltsam zu leben kann die eigene Überzeugung sein. Sehr häufig entschließen sich Personen eine gewisse Zeit Enthaltsamkeit zu praktizieren, um einen positiven Effekt auf das eigene Wohlbefinden zu erreichen. Aber auch das eigene Durchhaltevermögen zu stärken kann einen Beweggrund darstellen.
  • Ethnisch: Häufig sind ethnische Gründe maßgebend für eine Enthaltsamkeit. Denn in manchen Religionen ist der Geschlechtsverkehr vor der Ehe verboten. Aber auch in gewissen Lebensformen, wie zum Beispiel dem Zölibat ist eine sexuelle Enthaltsamkeit verpflichtend.
  • Medizinisch: In manchen Fällen ist die Enthaltsamkeit medizinisch begründet. Einige Krankheiten, Operationen oder andere Behandlungen setzen eine Enthaltsamkeit von meist einigen Tagen davor oder danach voraus. Dies kann verschiedene Gründe haben, ein möglicher Grund kann beispielsweise das Vermeiden verfälschter Ergebnisse sein.

In den meisten Fällen entscheiden sich Menschen freiwillig für eine Enthaltsamkeit. Das enthaltsame Leben für einen befristeten Zeitraum wird von vielen als Möglichkeit gesehen, sich auf sich selbst zu konzentrieren und zur Ruhe zukommen. Daher wird eine Enthaltsamkeit häufig in stressigen Situationen gelebt, um die eigene Produktivität zu steigern.

Welche Wirkung hat Enthaltsamkeit auf unseren Körper?

Enthaltsamkeit kann sowohl positive, als auch negative Wirkungen auf unseren Körper haben. Ebenfalls kursieren einige Mythen über Wirkungen der Enthaltsamkeit. Im Folgenden möchten wir dir einen Überblick über mögliche Effekte geben und mit einigen Mythen aufräumen.

Positive Wirkung der Enthaltsamkeit

Es konnte wissenschaftlich erwiesen werden, dass die Enthaltsamkeit in manchen Bereichen eine positive Wirkung auf den menschlichen Körper haben kann. In der folgenden Tabelle möchten wir dir die möglichen positiven Effekte einer enthaltsamen Lebensweise vorstellen.

Bereich Auswirkung
Serumtestosteronspiegel Die Ejakulation hat einen Einfluss auf den Serumtestosteronspiegel und führt dazu, dass dieser sinkt. Lebt der Mann für 7 Tage enthaltsam, so hat das einen sehr deutlichen Einfluss auf den Serumtestosteronspiegel. Denn dieser kann bei absoluter Enthaltsamkeit auf bis zu 145 % des Ausgangswertes ansteigen. (1,2)
Wohlbefinden In manchen Fällen kann sich die Enthaltsamkeit positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken. Dies gilt vor allem, wenn du dich durch Stress oder andere negative Einflüsse nicht in der Stimmung für sexuelle Aktivitäten fühlst. Allgemein gilt, erzwungene sexuelle Aktivität führt selten zu einem Wohlbefinden, hier kann eine Zeit der Enthaltsamkeit angenehme Folgen haben.

Allgemein gilt, wenn du das Bedürfnis verspürst, eine Weile auf sexuelle Aktivität zu verzichten, dann solltest du das tun. Die Auswirkung auf deinen Körper, die tatsächlich wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten sind recht gering und in den meisten Fällen bei jeder Person etwas unterschiedlich.

Negative Wirkung der Enthaltsamkeit

Sexuelle Aktivität kann viele positive Einflüsse auf den Körper haben. Dementsprechend kann sich die Enthaltsamkeit in einigen Fällen auch negativ auf den Menschen auswirken.

Bereich Auswirkung
Herzinfarkt Erwiesenermaßen kann Sex einen positiven Einfluss in Bezug auf die Sterblichkeitsrate bei Herzinfarkt Risikopatienten haben. Dementsprechend ist es möglich, dass sich eine lange währende Phase der sexuellen Enthaltsamkeit negativ auf die Sterblichkeit von Risikopatienten auswirken kann. (3)
Gesundheit Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sexuelle Aktivität einen positiven Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit haben kann. Dementsprechend ist es möglich, dass eine sehr lange Phase der Enthaltsamkeit gegenteiliges bewirken kann.(4)

Bei den angesprochenen negativen Auswirkungen, ist zu beachten, dass es sich um positive Effekte der sexuellen Aktivität handelt, welche bei langen Phasen der Enthaltsamkeit entfallen. Grundsätzlich ist eine sexuelle Enthaltsamkeit jedoch nicht mit einem Risiko verbunden.

Mythen

In Bezug auf Enthaltsamkeit und deren Einfluss auf den menschlichen Körper kursieren einige Mythen. Mit diesen möchten wir gerne im Folgenden aufräumen.

Unter anderem steht im Raum, dass die Enthaltsamkeit einen positiven Effekt auf den masturbationsinduzierten Orgasmus hat. Dieser Ansatz konnte jedoch wissenschaftlich nicht belegt werden. Somit ist davon auszugehen, dass eine kurzfristige Enthaltsamkeit den Orgasmus nicht beeinflussen kann. (2)

Liebespaar

An manchen Tagen kann die Libido fehlen, du solltest immer auf deinen Körper hören und die Gründe herausfinden. Nicht immer ist Enthaltsamkeit die Lösung des Problems. (Bildquelle: unsplash.com / Becca Tapert)

Ebenso heißt es, dass Enthaltsamkeit die Lust steigert. Auch dieser Mythos kann wissenschaftlich nicht belegt werden. Ein Verlust der Libido kann unterschiedliche Ursachen haben, eine mögliche Ursache ist beispielsweise Stress. Hier hilft also keine Enthaltsamkeit, um die Libido zu steigern, sondern Maßnahmen zum Stressabbau. Es gilt jedoch, jeder Körper ist unterschiedlich und Maßnahmen zur Steigerung der Libido können nicht pauschalisiert werden.

Wann ist Enthaltsamkeit medizinisch sinnvoll?

Für eine Enthaltsamkeit spricht in manchen Fällen nicht nur der eigene Wille oder die persönliche Überzeugung. Es gibt auch einige Fälle, in denen Enthaltsamkeit medizinisch sinnvoll oder gar vorgeschrieben ist. Einige Gründe werden in der folgenden Tabelle erläutert.

Grund Erklärung
PSA Tests Ein PSA Test ist eine Methodik, die zur Früherkennung von Prostatakrebs angewendet wird. Hierbei wird dem Patienten Blut abgenommen und der PSA Wert bestimmt. Für eine solche Untersuchung sollte der Patient 24 bis 48 Stunden vorher enthaltsam sein, da der Wert ansonsten verfälscht werden kann.(5,6)
Samenprobe Hat ein paar einen Kinderwunsch und plant eine künstliche Befruchtung durch eine IVF oder ICSI Behandlung, so muss der Mann eine Samenprobe für ein sogenanntes Spermiogramm abgeben. Eine Behandlung, bei der Informationen über Ejakulatmenge, die Anzahl der Spermien, die Morphologie der Samenzellen und die Beweglichkeit der Spermien gewonnen werden. Vor dieser Samenprobe wird eine Enthaltsamkeit von 2 bis 7 Tagen empfohlen. (7)
Prostata MRT Die Ejakulation hat einen Einfluss auf das Volumen der Samenblase. Eine Enthaltsamkeit erhöht das Volumen, somit wird die diagnostische Interpretation verbessert. Aus diesen Gründen wird eine sexuelle Enthaltsamkeit von mindestens 3 Tagen vor einer Prostata MRT-Untersuchung empfohlen.(8)
Intrauterine Insemination (IUI) Die Intrauterine Insemination ist eine Form der assistierten Befruchtung. Hierbei wird mithilfe eines Katheters Samen in die Gebärmutter geführt. Für diese Methode sollte eine Enthaltsamkeit von bis zu 7 Tagen vor der Behandlung eingehalten werden, das hat einen positiven Effekt auf die Schwangerschaftsrate. (9)

Neben diesen Gründen kann in manchen Fällen auch nach einer Operation eine Enthaltsamkeit sinnvoll sein. Hierbei handelt es sich aber meist um Empfehlungen.

schwangere Frau

Ein häufiger Grund, warum Enthaltsamkeit medizinisch notwendig wird, ist die künstliche Befruchtung. Denn für eine künstliche Befruchtung der Eizelle wird eine Samenprobe des Mannes benötigt. (Bildquelle: unsplash.com / Anna Hecker)

Es gibt in der Regel keine genaue Vorschrift, wie lange nach welcher Operation enthaltsam gelebt werden muss. Solltest du jedoch von einer solchen Operation betroffen sein, so wird dir der behandelnde Arzt Anweisungen und Verhaltensregeln kommunizieren.

Fazit

Enthaltsamkeit bedeutet Verzicht und kann grundsätzlich alle Bereiche betreffen. Die bekannteste Form der Enthaltsamkeit ist jedoch die sexuelle Enthaltsamkeit. Ob du dich für eine enthaltsame Lebensweise entscheidest, kann von vielen Gründen abhängen und grundsätzlich gibt es im Bereich Enthaltsamkeit keine Vorschriften, wie du diese Leben musst.

Egal ob du dich für eine Enthaltsamkeit von ein paar Tagen, Wochen, Monaten oder gar Jahren entscheidest, du wirst wahrscheinlich Veränderungen in deinem Befinden spüren. Das enthaltsame Leben kann beispielsweise deinen Testosteronspiegel ansteigen lassen.

Gleichzeitig hat aber auch die sexuelle Aktivität positive Effekte auf dein Immunsystem. Daher gilt, du solltest auf deinen Körper hören, wenn du eine Zeit lang enthaltsam leben möchtest, dann kannst du dies tun und auch aus wissenschaftlicher Sicht ist dem nichts entgegenzusetzen.

Einzelnachweise(9)

  1. Jiang M, Xin J, Zou Q, Shen JW. A research on the relationship between ejaculation and serum testosterone level in men. J Zhejiang Univ Sci. 2003 Mar-Apr;4(2):236-40.
  2. Exton MS, Krüger TH, Bursch N, Haake P, Knapp W, Schedlowski M, Hartmann U. Endocrine response to masturbation-induced orgasm in healthy men following a 3-week sexual abstinence. World J Urol. 2001 Nov;19(5):377-82.
  3. Brandis Kepler S, Hasin T, Benyamini Y, Goldbourt U, Gerber Y. Frequency of Sexual Activity and Long-term Survival after Acute Myocardial Infarction. Am J Med. 2020 Jan;133(1):100-107.
  4. Bartens W. Studie: Wieviel Einfluss hat Sex auf die Gesundheit?
  5. Breuer ES. Prostatakrebs: PSA-Wert zur Früherkennung nur nach Bedarf bestimmen
  6. Anurekha J. Periyasamy et al. Does duration of abstinence affect the live-birth rate after assisted reproductive technology? A retrospective analysis of 1,030 cycles. Fertility & Sterility, December 2017, Volume 108, Issue 6, Pages 988–992.
  7. World Health Organization. WHO laboratory manual for the examination and processing of human semen. 5th ed. World Health Organization, Geneva; 2010
  8. Kabakus IM, Borofsky S, Mertan FV, Greer M, Daar D, Wood BJ, Pinto PA, Choyke PL, Turkbey B. Does Abstinence From Ejaculation Before Prostate MRI Improve Evaluation of the Seminal Vesicles?
  9. Kably-Ambe A, Carballo-Mondragón E, Durán-Monterrosas L, Soriano-Ortega KP, Roque-Sánchez AM. Efecto de la abstinencia sexual en las tasas de embarazo posterior a inseminación intrauterine [Effect of sexual abstinence on pregnancy rates after an intrauterine insemination]. Ginecol Obstet Mex. 2015 Feb;83(2):104-9. Spanish.
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